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Die Kaualsciiifltalirt.
Während die alten Kulturvölker eifrig bemüht waren, Kanäle zur
Verbindung der Flüsse ihres Landes zu bauen, hat Deutschland weder
im Altertum noch im Mittelalter bedeutendere Leistungen auf dem Gebiete
des Kanalbaues aufzuweisen. Der Plan Karls des Großen, die Donau mit
dem Main zu verbinden, mußte wegen des Mangels geeigneter technischer
Mittel aufgegeben werden.
Der Stecknitz-Kanal. Wenn man von den Schleusenanlagen in
der Saale im Jahre 1306 absieht, dann muß man als die erste künstliche
Wasserstraße in Deutschland und zugleich in Europa den Stecknitz-Kanal
ansehen. Er wurde auf Anregung der Hansastadt Lübeck ziun Zwecke
einer binnenländischen Verbindung zwischen Nord- und Ostsee um das
Jahr 1400 angelegt. Durch die Erbauung des Elbe-Trave-Kanals
(1895—1900) erreichte die Stecknitzfahrt ihr Ende.
Im 17. und 18. Jahrhundert. Wichtigere Kanalbauten haben in
Deutschland vom Beginn des 15. Jahrhunderts bis zum 18. Jahrhundert
nicht stattgefunden, abgesehen von dem Friedrich-Wilhehns-Kanal, der
zwar schon von Joachim Ii. von Brandenburg geplant, aber erst von dem
Großen Kurfürsten zur Ausführung (1662—1668) gelangte. In diesem
Zeitraum zeigte sich im Gegensatz zu Deutschland in Frankreich, Holland,
Schweden und selbst in Bußland ein reges Interesse für die Anlage von
Schiffahrtskanälen. Im 18. Jahrhundert kam dann aber, namentlich unter
Friedrich dem Großen, welcher der Entwicklung der Binnenschiffahrt seines
Landes große Sorgfalt zuwandte, der deutsche Kanalbau etwas mehr in
Fluß. Plauescher-, Bromberger- und Finow-Kanal wurden unter seiner
Begierung vollendet. Der oben erwähnte Klodnitzkanal wurde erst unter
Friedrich Wilhelm Iii. dem Verkehr übergeben.
Im 19. Jahrhundert. Es trat nun wieder ein längerer Stillstand
in Deutschland ein, während gerade in Frankreich und Großbritannien
der Kanalbau einen großen Aufschwung nahm. In Frankreich entstanden
damals die beiden, erst später für Deutschland wichtigen, Bhein-Bhone-
und Rhein-Marne-Kanal; ersterer wurde 1834, letzterer 1853 vollendet.
Die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts brachte für Deutschland nur
eine Kanalanlage, den Ludwigskanal, der von 1836 bis 1845 zur Ver-
bindung der Donau mit dem Main gebaut wurde. Dieser Kanal ist wegen
seiner geringen Tragfähigkeit, seiner großen Anzahl von Schleusen den
modernen Verkehrsansprüchen nicht gewachsen, weshalb man seinen Umbau
zu einem Großschiffahrtswege zwischen Donau und Bhein ins Auge
gefaßt hat.
Im fünften, sechsten und siebenten Jahrzehnt kamen nur der Ober-
ländische und der Saar-Kanal zur Ausführung. »Wenn auch der erstere
keine große Bedeutung für die Schiffahrt hat und fast ausschließlich
für land- und forstwirtschaftliche Zwecke benutzt wird, so verdient er
doch insofern Erwähnung, als hier zum ersten Male in Europa zur Über-
windung größerer Höhenunterschiede nach amerikanischem Muster geneigte
Ebenen für den Schiffsbetrieb zur Anwendung gekommen sind.« (Schwabe.)
In den letzten 30 Jahren sind, ganz abgesehen vom Kaiser Wilhelm-
Kanal,*) der als Seekanal hier nicht in Betracht kommt, mehrere wichtige,
künstliche Binnenwasserstraßen entstanden, nämlich:
Siehe S. 149.
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Extrahierte Personennamen: Karls Joachim_Ii Friedrich_dem_Großen Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Altertum Donau Main Deutschland Europa Ostsee Deutschland Brandenburg Deutschland Frankreich Holland Schweden Bußland Deutschland Frankreich Frankreich Deutschland Bhein-Bhone- Rhein-Marne-Kanal Deutschland Donau Main Donau Europa
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licher mit landwirtschaftlicher Arbeit Zeit vergeudet wurde. Was
war natürlicher, als daß man den Knecht von jenen bäuerlichen
Handreichungen gänzlich befreite? — Die Arbeitsteilung schritt weiter.
Unter den Schmieden des Fronhofs, die alle Arten von Metallarbeiten
besorgten, fand sich vielleicht einer, der für die Herstellung der feineren
Erzeugnisse, etwa der Waffenstücke, besonders geeignet war; man ließ
ihn vorzugsweise oder ausschließlich Waffen anferttgen. Ein neuer
Beruf entstand, der des Waffenschmieds. Auf ähnliche Weise trat aus
dem Kreise der Schmiede der Gold- und Silberarbeiter heraus, der
schon nach manchen Volksrechten höher im Preise stand als der
Eisenschmied.
Der Grundherr mußte darauf bedacht sein, möglichst viele Ge-
werbe durch Fronhofsarbeiter vertreten zu sehen. Am deutlichsten
offenbart sich dieses Sweben in der Wirtschaftsordnung, die Karl
der Große für seine Gutswirtschaften und Pfalzgüter erließ und
die für die meisten Grundherrschaften seiner und der folgenden Zeit
mustergülüg gewesen ist. Hier wird den königlichen Amtleuten, denen
die Verwaltung der Königsgüter obliegt, anbefohlen, für das Vor-
handensein der nötigen Handwerker zu sorgen. Als solche bezeichnet
die Verordnung: Eisen-, Gold- und Silberschmiede, Schuster, Schneider,
Sattler, Schreiner, Drechsler, Zimmerleute, Schild- und Harnisch-
macher, Fischer, Vogelfänger, Seifensieder, Bierbrauer, Mostbereiter,
Bäcker und Netzmacher.
Für die Ausbildung und Vervollkommnung des Handwerks
besonders wichtig waren die Klöster. Man hat die Klöster geradezu
„Hauptstätten der mittelalterlichen Industrie" genannt. In stettgem
Verkehr mit den Laienbrüdern und Hörigen des Klosterhofes ver-
standen die kunstteichen Mönche ihre Technik auf jene zu übertragen
und nach und nach einen stattlichen Bestand wohlgeschulter Kloster-
handwerker zu erziehen. Der uns erhaltene alte Grundriß des Klosters
St. Gallen zeigt uns besondere Werkstätten für Böttcher, Drechsler,
Barbiere, Schuster, Sattler, Schwertfeger, Schleifer, Schildmacher,
Metalldreher, Gerber, Goldarbeiter, Grobschmiede und Walker.
Große Verdienste haben sich die Klöster namentlich um die
Förderung und Ausbildung der Baugewerbe erworben. Die
ältesten deutschen Baumeister sind Mönche gewesen. Die ersten Kirchen-
und Klosterbauten waren Holzbauten. Man nannte diese Bauart die
„schottische", weil sie von den Schottenmönchen, den ersten christlichen
Glaubensboten in Deutschland, geübt worden war. Der Steinbau
war unseren Altvorderen unbekannt gewesen, man bezeichnete ihn noch
lange Zeit als die „italische Bauweise". Die ersten, die in Deutsch-
land Steinbauten errichteten und die Steinbaukunst in unserer Heimat
einbürgerten, waren wiederum Mönche. Sie erbauten sich ihre Klöster,
sie schufen Kirchen und Kapellen, Pfalzen der Könige und Großen.
Unsere herrlichen Kirchen und Dome „romanischen" Stiles sind Denk-
mäler ihrer Kunst und ihres Geschmackes. Im 11. Jahrhundert regte
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Extrahierte Personennamen: Karl
der_Große Karl Schuster Schneider Sattler Drechsler Fischer Drechsler Schuster Sattler Schwertfeger Walker